Spiegel 1 - Großer Muschelbruch

So um 1980 rum schliff ich meinen ersten 6-Zöller. Bekannte von uns hatten ein Rentner-Ehepaar aus den USA zu Besuch, und der Amerikaner, ein Ingenieur, zeigte mir als ca. 14 Jahre alten Jugendlichen Bilder des von ihm selbstgebeauten Newton-Teleskop. Den Spiegel hätte er selber geschliffen. Ich konnte das zuerst nicht glauben, doch dann fand ich in einem Buch eine Anleitung. Diese bestand nur aus zwei Seiten, und liess so wichtige Dinge wie Foucault-Test und Parabolisieren weg, aber was man nicht weiß, machte einen nicht heiß.

Ich bestellte zwei Rohlinge mit 6 Zoll Durchmesser, vermutlich aus Duran, baute mir ein Gestell zum Drumherum-Gehen und schliff los. Ich arbeitete ausschliesslich Mirror On Top mit ziemlich heftigen Überhang. So wurde die Brennweite immer kürzer, und ich landete bei 41 cm. Da ich mit Glas-Werkzeug ohne Kanäle arbeitete, saugten sich die Spiegel fest. Daher fing ich mir einen fetten 5cm-Muschelbruch auf der Rückseite ein, als ich die Spiegel trennen wollte. Die Vorderseite war aber kaum betroffen, und so machte ich weiter.

Da ich auch keine Sphärometer kannte, war der innere Bereich kurzbrennweitiger als der äußere Bereich, welcher nicht auszupolieren war. Insgesamt hab ich ewig gearbeitet, das zog sich über viele Monate hinweg. Doch was man nicht ausgeschliffen hat, kann man auch nich polieren. So blieb der äußere Ring stumpf, und ich mußte von 15 auf 11 cm abblenden. Ich hab den Spiegel in einem Kunststoff-Kanal-Rohr montiert.

Ich hab ziemlich heftig poliert, Messungen gab es gar keine. Bei meinem späteren zweiten Spiegel-Projekt ermittelte ich folgendes Ronchi-Bild des ersten Spiegels, irgend etwas nicht-sphärisches scheint herausgekommen zu sein. Muß mal bei Gelegenhait genauere Messungen machen. Die Form könnte man als hyperbolischen Schepsoid bezeichnen. (scheps ist bayrisch für schief, daraus hab ich das Wort Schepsoid erdacht)

Danach wollte ich zwar noch einen größeren Spiegel schleifen, aber der hohe Arbeits-Aufwand schreckte mich ab. Ich las zwar eine Menge Bücher, wie z.B. Texereau, aber ich verschob das alles gedanklich auf meine Rente. Über 20 Jahre später, noch lange vor dem Rentenalter, sann ich aber auf Revanche.