Dritter Spiegel

Nachdem der zweite Spiegel unerwartet schnell geschliffen und poliert war, wollte ich ausloten, wie es mir mit einem größeren Spiegel ergehen würde. Es soll ein Dobson werden, bei dem ich bequem stehen kann, ohne mich zu bücken oder auf Leitern zu klettern, genügend Potential für Nebel und Galaxien bieten, aber auch Mond und Planeten scharf zu zeigen.

Ich bekam ein nicht mehr benötigtes Glasstück des Durchmessers 34 cm, Dicke 3.4 cm, vermutlich Material BK7. Es war schon plan poliert und verspiegelt, mit Resten eines früheren Versuchs-Aufbaus beklebt. Als Brennweite wollte ich etwas mehr als 2 Meter anpeilen.

Grob flexen 21.Aug 2004

Bei einer geplanten Brennweite von etwas mehr als 2 Metern muss in die Mitte ein Loch von 3 mm rein, ich schnitt mir an der Bandsäge aus Holz passende Schablonen mit Radius 404 cm aus (entspricht zentralem Loch mit 3.4 mm Tiefe), diese dienten der Flex mit einer Stahl/Stein-Trennscheibe als Führungshilfe. Man sieht beim Ergebnis im Sonnelicht die Speichen-Struktur der Reflexe, da ich den Spiegel nur in endlich vielen Winkeln bearbeiten konnte.

Guss des Werkzeuges aus Zahnarzt-Gips 21.Aug 2004

Mein Zahnarzt besorgte mir Zahnarzt-Gips der Klasse 4, welcher besonders wasserabweisend und formstabil ist. Für den Gips-Guss umwickelte ich den vorgefrästen Spiegel mit Pappe. Ich mischte den Gips mit 20-25 ml Wasser auf 100 g Gips, d.h. rund ein Liter Wasser auf 4.5 kg Gips. Beim Guss sollte man schon darauf achten, dass alles waagrecht steht, und die Oberfläche möglichst glatt wird. Nach dem Guss habe ich auf einer größeren Glasplatte die plane Seite des gegossenen Werkzeuges mit Karbo 80 plan geschliffen, Wasser nicht vergessen, sonst pappt das Zeug schnell zusammen ! Dann liess ich das Gips-Werkzeug längere Zeit im Warmen aushärten.

Grob-Schliff mit Karbo 80 in 180 Minuten

Inzwischen habe ich das Gips-Werkzeug mit zurechtgeschnitten Steinzeug-Fliesen mittels Epoxyd-Harz-Kleber bepflastert. Der Abstand zwischen den Fliesen ist allerdings fast schon zu gross, dann wenn ich später das Werkzeug unten verwenden wollte, haute mir das Schleifpulver immer durch die Zwischenräume zwischen den Fliesen ab.

Die erste Stunde sollte man Werkzeug und Spiegel beim Schleifen nicht so heftig aneinander pressen, da die Speichen-Struktur des Spiegels und die ebenen schief aufgeklebten Fliesen ganz schön heftig aneinander schottern. Doch nach rund einer Stunde ging das schon viel runder, und da kann man ab da mit richtig viel Kraft rangehen.

Interessanterweise verschwindet der äussere noch verspiegelte Rand ziemlich symmetrisch, nur im Inneren plagt mich das doch etwas zu tief ausgeflexte Loch. Zeitweise war zu befürchten, dass ich es nie mehr ganz rausbekommen würde. Doch nach einiger Zeit war der ganze Spiegel am Rand UND in der Mitte gleichmässig sphärisch, mit viel Kraft + Karbo 80 trägt in kurzer Zeit erstaunlcih viel Material ab.

Schliff mit Karbo 180 in 295 Minuten

Mehrmals musste ich die Fase am Spiegelrand erneuern, weil schon ganz schön viel Material abgetragen wurde. Mitten im Karbo 180 Stadium, bei dem ich fast ausschliesslich mit Spiegel unten, Werkzeug oben (TOT) arbeitete, verlängerte sich die Brennweite (gemessen mit Sonnentest, Sphärometer, Taschenlampen-Test) ganz erheblich auf 2,3 m, Tendenz steigend. Ich arbeitete dann eine Zeit lang ziemlich exzentrisch mit Spiegel oben (MOT), und die Brennweite verkürzte sich schnell auf unter 2,1 m. Ab da ging es wieder TOT weiter, bis Krümmung überall schön gleichmässig wurde.

Das Glas hat am Ende von Karbo 180 noch deutliche Milchglas-Oberfläche, wenngleich schon etwas feiner als mit Karbo 80, siehe Vergleichsbild

Schliff mit Karbo 320 in 240 Minuten

Nach nur wenigen Minuten am 1. Nov. 2004 wurde das Glas schon deutlich glatter, die Qualität der Lampen-Reflexe stieg deutlich.

Nach 125 Minuten (nur drei davon MOT) betrug die Brennweite 2,18 Meter

Am 21.11. habe ich nach 145 Minuten einige Löcher im Gips-Werkzeug geflickt, dabei aber einige Fliesen zugekleistert, durch Abkratzen des Epoxid-Harzes war Problem schnell gelöst. Mit einem Facettier-Schwamm zog ich beim Uli die schon bedenklich schmale Fase wieder schonend nach, mit einem Schleifstein hätte ich mir nur Muschelbrüche eingefangen. Uli sah noch einige Löcher, daher noch mind. 1 Stunde schleifen...

Nach insgesamt 240 Minuten (ca. 48 davon MOT) war diese Körnung am 22.11.2004 durch

Schliff mit Karbo 600 in 200 Minuten

Am 25. Nov 2004 mass ich mit Sphärometer überall bis auf 1 Mikrometer gleiche Krümmung, mit den gewohnten 1/3 Strichen, leicht ellipsenförmig, schliff ich zunächst 55 Minuten (davon 5 MOT). Die Brennweite ergab sich zu 2,24 Meter. Das Schleifpulver vermische ich ab jetzt schon vor dem Beschicken des Spiegels mit Wasser, damit sich keine Klumpen bilden.

Nach 85 Minuten war die Phase schon wieder sehr dünn, aber mit einem alten Facettier-Schwamm war das Nachziehen kein Problem.

Das Sphärometer mass nach 110 Minuten überall eine konstante Krümmung von 62 Mikrometern.

Nach 140 Minuten war Edding-Stift innerhalb weniger Sekunden gleichmässig überall vom Glas weggeputzt, ein gutes Zeichen.

Nach insgesamt 200 Minuten, davon 23 Minuten MOT, war Karbo 600 am 4. Dez. 2004 durch.

Schliff mit Karbo 800 in 130 Minuten ab 5.12.2004

Da das nun recht feine Karbo sich gerne in den Finger-Nägeln sammelt, verwende ich ab jetzt Gummi-Handschuhe.

Nach 55 Minuten wurde der Wasser-Anteil im Schleifmittel-Brei zu gering, und das Werkzeug ist mit dem Spiegel festgebacken. Auch mit grosser Kraft ging nichts mehr. Habe Spiegel unter heissem Wasser erwärmt, so dass das Werkzeug sich wieder löste.

Nach 115 Minuten war Fase schon wieder zu dünn, habe mit Facettier-Schwamm nachgezogen.

Nach 130 Minuten (davon 5 MOT) glänzte der Spiegel bis ca. 15 Grad Einfallswinkel. Die Ränder des Werkzeuges habe ich mit Harz ausgebessert, damit sich dort kein Pulver sammelt.

Schliff mit Karbo 1000 in 130 Minuten ab 11.12.2004

Das Karbo 1000 läßt das Werkzeug wie auf Seife über den Spiegel flutschen, da heisst es gut aufpassen, dass mir nichts runterfällt.

Am 24.12.2004 habe ich nach 95 Minuten TOT mit viel Wasser einen Gips-Guss für das Polier-Werkzeug vorgenommen. Ich hätte das schon viel eher tun sollen, da die Kratzer-Gefahr schon recht gross ist. Aber eigentlich wollte ich das Fliesen-Werkzeug auch für das Polieren verwenden, habe mich aber vom Uli umstimmen lassen, ein eigenes Werkzeug für das Polieren zu benutzen. Da der Gips diesmal deutlich dünnflüssiger war als beim letzten Guss, entfiel das Plan-Schleifen der Werkzeug-Rückseite, da diese schon schön glatt war.

Nach 110 Minuten TOT hab ich mir doch glatt unbemerkt einen 8 cm grossen Kratzer eingefangen.

k1000_kratzer.jpg

Erstaunlicherweise war der aber 20 Minuten später wieder verschwunden, nach insgesammt 130 Minuten TOT

Schliff mit Mikrogrid 1 Mikrometer ab 26.12.2004

Es ist zwar ein Risiko, aber dieses feinste Zeugs wollte ich unbedingt mal ausprobieren. Ganz ohne Kraft lasse ich das Werkzeug über den Spiegel gleiten, um mir möglichst keine Kratzer einzufangen. Auch achtete ich auf regelmäßige Beschickung, damit der Schleifmittel-Film ja nicht reisst.

Nach 20 Minuten sehe ich zum ersten Mal die Wendel einer Glühbirne, die senkrecht auf den Spiegel scheint. allerdings nur in den äußeren 4 Zentimetern vom Rand weg.

Wenn man das Glas anhaucht, ist es schon hoch-glänzend.

Fortsetzung folgt